Von Martin Gebhart und Katharina Sunk
Frank Stronach ist zurück. Das hat er mit einer Pressekonferenz und zwei turbulenten Fernsehauftritten deutlich gemacht. Deutlich gemacht hat er aber auch, dass je intensiver der Wahlkampf wird, desto mehr politische Fehler er und sein Team begehen. Gleichzeitig listet die ÖVP jene Baustellen auf, die er in NÖ zurückgelassen hat. Dabei ist sein politisches Engagement momentan seine größte Baustelle.
Fehler Nummer 1: Beim Interview mit ORF Niederösterreich-Moderatorin Christiane Teschl-Hofmeister hat er sich dazu hinreißen lassen, sein Antreten bei der so genannten „Elefantenrunde“ eine Woche vor der Wahl abzusagen. Weil dort zu wenig Zeit sei, seine Meinung zu sagen. Weil der Name Elefantenrunde schon darauf hindeute, dass dort herumgetrampelt werde, wie sein Pressesprecher Rouven Ertlschweiger betonte. Frank Stronach wolle ein direktes Duell mit Landeshauptmann Erwin Pröll.
Dass der Austro-Kanadier damit in einem Aufwischen alle anderen Landtagsparteien, deren Spitzenkandidaten an der Wahl teilnehmen, beleidigt, ist auch klar. Wobei sein Team das sogar noch verstärkte. Auf Twitter postete das Team Stronach, dass man eben nicht mit „Hinz und Kunz“ diskutieren wolle. Was etwa SPÖ-EU-Abgeordneten Jörg Leichtfried zu der Reaktion veranlasste, dass „Hinz und Kunz (sprich: Sepp Leitner, Barbara Rosenkranz, Madeleine Petrovic) wenigstens gewählt seien“. Im Gegensatz zu Frank Stronach. Auch andere reagierten scharf auf diese respektlosen Äußerungen im Netz.
Fehler Nummer 2: Dass Frank Stronach Spitzenkandidat ist und immer wieder verlautbart, nicht in den Landtag einziehen zu wollen, wird er nicht mehr los. So ätzte ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Auftaktveranstaltung der Initiative für seine Wiederwahl, zu der zahlreiche Promis gekommen waren: „Das wird der erste Kandidat, der aus dem Landtag fliegt, bevor er überhaupt eingezogen ist.“ Und er warnte ihn, die Politik nicht als Spielzeug zu missbrauchen, das man weglegt, wenn man es nicht mehr braucht.“
Dazu kommt noch, dass er nicht einmal die volle Zeit in Niederösterreich wahlkämpft, sondern auch zu seinem Team nach Kärnten pendelt. Was nicht gerade von Respekt gegenüber den Wählern in Niederösterreich zeugt.
Fehler Nummer 3: Dass Frank Stronach immer wieder Landeshauptmann Erwin Pröll und das Bundesland schlecht macht, musste im Wahlkampf zu einer Gegenreaktion führen. Und die hat und wird das Team Stronach noch bis zur Wahl beschäftigen. Er selbst wirft ja Erwin Pröll vor, dass er sich nicht dafür entschuldigt habe, dass sein Klubobmann erklärte, Stronach hinterlasse in NÖ nur Baustellen. Jetzt ist die ÖVP Niederösterreich daran gegangen, die Baustellen aufzuzeigen.
Den Start machte Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav, die normalerweise ja nicht in den politischen Nahkampf steigt. Sie tat ihren Ärger kund, dass Stronach immer wieder behaupte, Pröll verstehe nichts von Wirtschaft. Als Konter listete sie die Bilanz des Magna Racino in Ebreichsdorf auf, für das Frank Stronach Verantwortung trägt. Im Business-Plan waren 60 Renntage auf der Pferdebahn, 364 Betriebstage und 136 Arbeitsplätze aufgelistet. Tatsächlich wären es nun nur noch zehn Renntage und vier Arbeitsplätze.
Wobei Bohuslav strikt zwischen Magna und Stronach trennt. Mit Magna wäre dieser erfolgreich gewesen – „dafür zolle ich ihm auch Respekt –, ohne Magna sehe es ganz anders aus. Weitere Baustellen wie die Fußballakademie in Hollabrunn oder der Stadionbau sollen in den kommenden Tagen noch aufgelistet werden.
Dazu kommt jetzt, dass Magna die Europazentrale von Oberwaltersdorf nach Wien absiedeln will. Der Sprecher von Frank Stronach betonte zwar, dass sein Chef mit Magna nichts mehr zu tun habe. Angefügt wurde auch, dass eben die Wirtschaftsbedingungen in NÖ so schlecht sind. Allerdings wird jetzt intensiv geforscht, wem das Grundstück in Oberwaltersdorf überhaupt gehört. Und da führen Stronach-Spuren nach Kanada.
Fehler Nummer 4: Das Frank Stronach sein gescheitertes Projekt der Weltkugel wieder ins Spiel brachte, wird nun zum Bumerang. Landesrat Stephan Pernkopf zeigte auf, wie Stronach dem damaligen Umweltlandesrat Wolfgang Sobotka einreden wollte, auf Verfahren zu verzichten. Woraufhin das Team Stronach Sobotka sofort attackierte. Dieser will nun diese Woche alle Unterlagen zur Weltkugel vorlegen, die zeigen, wie Stronach Verfahren umgehen wollte.
Fehler Nummer 5: Die Kandidatenauswahl macht dem Team stark zu schaffen. Zur beruflichen Laufbahn von Ernest Gabmann jun. stellte ÖVP-Landesgeschäftsführer Gerhard Karner nun fünf Fragen, nachdem Gabmann bei einer Pressekonferenz darüber nicht reden wollte. Wobei im Hintergrund eine mögliche Affäre beim Sicherheitsdienst Group 4 lauert. Gabmann konterte, dass Gerhard Karner lange Zeit Mitarbeiter von Ernst Strasser gewesen sei.
Dazu spießt es sich bei vielen Bezirkskandidaten. So erklärte etwa Kurt Niese aus Eschenau (Bezirk Lilienfeld) der NÖN, dass „die Bezirksliste ohne mein Wissen zusammengestellt worden ist“. Er steht somit für eine Kandidatur nicht zur Verfügung, auch wenn er auf der Liste aufscheine. Oder im Bezirk Mistelbach, wo innerhalb einer Woche zwei verschiedene Spitzenkandidaten präsentiert wurden. Michael Fichtinger, der für die Listen zuständig war, spricht von „kleinen Missgeschicken“.